Facilitative Thinking – ermöglichendes Denken

Warum sind Grundannahmen für die eigene Entwicklung so enorm wichtig?!

Grundannahmen sind verinnerlichte Überzeugungen, die wir aufgrund unserer Erfahrungen gebildet oder von anderen übernommen haben. Grundannahmen sind ein wichtiger Einflussfaktor auf unser Leben, denn sie beeinflussen unsere Wahrnehmung, unsere Sprache, unser Zuhören und vieles mehr.

„Als Facilitator bist du dein wichtigstes Werkzeug!“

Wenn wir sagen: „Als Facilitator bist du dein wichtigstes Werkzeug!“, dann kommt genau hier die innere Arbeit u.a. mit Grundannahmen ins Spiel. Grundannahmen sind in gleichem Maße wichtig für Führung.

Die hier besprochenen Grundannahmen sind in unserer Facilitation-Praxis in vielen Fällen hilfreich. Unser Kontext ist dabei Zusammenarbeit, Co-Creation, Multiperspektivität und dialogische Führung.

Vor allem in diesem Feld sind die Grundannahmen eher förderlich. In anderen Situationen oder Kontexten kann genau die gegenteilige Grundannahme hilfreicher sein – das bitten wir zu berücksichtigen.

Einige der Grundannahmen fordern das eigene Denken heraus oder inspirieren zu neuen Perspektiven. Es kommt zu Widerspruch oder Jubel. In jedem Fall bieten die „Facilitative Thinking“-Karten Gelegenheit für lebendige Dialoge rund um Meeting- und Organisationskultur, Partizipation, Führung und Organisationsentwicklung.

Wir nennen das mit den Grundannahmen verbundene Denken: Ermöglichendes Denken – Facilitative Thinking.

Wir durften unsere Facilitative Thinking Grundannahmen bereits in vielen Unternehmen und Organisationen, u.a. bei der Deutschen Telekom, einführen.

Im YouTube-Kanal der Kommunikationslotsen findest Du ein kurzes Video dazu (3 min.).

Warum sind Grundannahmen nie richtig und doch so praktisch!?

“Jede Sichtweise ist gültig” oder “Vielfalt ist ein Geschenk” sind wertvolle Grund- annahmen für Co-Creation, Partizipation und kollektive Intelligenz. In Situationen, in denen drängende und notwendige Entscheidungen zu treffen sind, z.B. über die formale Struktur einer Organisation, würde man mit eher anderen Grundannahmen arbeiten. Zum Beispiel: „Verantwortung hat mit Antworten zu tun!” Oder „Klare Entscheidungen geben (auch) Orientierung und Sicherheit.“ Der Kontext bestimmt den Nutzen einer Grundannahme!
So verstanden sind Grundannahmen nie „richtig“ oder „wahr“. Grundannahmen sind je nach Kontext mehr oder weniger hilfreich. Die Kontexte “Co-Creation“ bzw. „Partizipation” versus “Einzelentscheidung“ bzw. „Top-down” müssen nicht gegeneinander ausgespielt werden!

Denn es muss ohnehin stets entschieden werden, was über Bürokratie und was über Kommunikation organisiert werden soll! Beide Wege haben ihre Licht- und Schattenseiten. Ansagen machen oder gemeinsam zu Entscheidungen kommen sind in Organisationen gleichwertige Alternativen, für die man sich je nach Situation entscheiden kann (und letztlich auch muss).

Pyramidale Organisationen müssen ihre Grundannahmen überprüfen!
Wenn pyramidale Organisationen nicht alles über Bürokratie regeln wollen oder es sich nicht leisten können, auf kollektive Intelligenz zu verzichten, dann müssen sie Kommunikation und Co-Creation organisieren. Spätestens an dieser Stelle sollten alte, aus der Zeit gefallene Grundannahmen und entsprechende Praktiken der Bewertung und Entscheidung überprüft werden.

Die bewusste Auswahl von Grundannahmen ist ein herausfordernder Prozess. Zunächst könnte man sich bewusst machen, welche Grundannahmen zur bisherigen Wirklichkeitskonstruktion der Organisation gehören. Dann kann man sich fragen: „Soll das so bleiben?“ Wenn, nein, dann darf sich die Organisation auf den Weg machen und neue, für die Zukunft passende Grundannahmen ausprobieren, kennenlernen, einüben…

Wie man mit den Facilitative Thinking-Grundannahmen arbeiten kann.

Die Facilitative Thinking Karten kannst Du auf vielfältige Art und Weise nutzen. Es bietet sich z. B. an, …

  • die Karten auszulegen und einzeln ziehen zu lassen, um sie dann mit dem Thema zu verbinden und als Impuls für die Einstiegs- oder Vorstellungsrunde (Check-in) eines Meetings oder Workshops zu nutzen
  • zu Beginn einer Arbeitseinheit eine Karte vorlesen zur Einstimmung auf die Arbeit bzw. das Thema – als Centering für die Gruppe
  • die Karten spontan zur Hilfe zu nehmen, wenn z.B. in einer Projektgruppe Herausforderungen in der Zusammenarbeit auftreten
  • jeweils eine Karte im Monatsrhythmus bzw. im Rhythmus einer Zusammenkunft einer Gruppe tiefergehend zu besprechen und die Zeit bis zum nächsten Treffen als Praxiszeit zu verstehen
  • u.v.m.

Für den Fall, dass du die Karten mit einer (Lern-)Gruppe teilst, ergibt sich erfahrungsgemäß von selbst eine natürliche Form des Austauschs. Eine für Reflexion und das gemeinsame Lernen passende Methode ist das Kreisgespräch und jede Art von Kommunikation, in der Menschen und Sichtweisen nicht als „richtig“ oder „falsch“ verstanden werden. Wir empfehlen einen sicheren und zwanglosen Lern- und Reflexionsraum nach der Idee einer Lernenden Organisation oder Gemeinschaft. Besonders empfehlen wir in diesem Zusammenhang die Arbeit von Christina Baldwin und Ann Linnea zu „The Circle Way“ (siehe Literaturempfehlungen).

Wir teilen diese Grundannahmen in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden, zum Beispiel in Gruppen, in unseren Weiterbildungen und unseren Familien. Wir sprechen darüber. Wir bemerken, dass die Entwicklung unserer Lebensumstände, unserer Initiativen und unserer Organisationen häufig verflochten ist mit der Entwicklung unseres Bewusstseins. Daher ist es für uns sinnvoll, sich Zeit zu nehmen für die Grundannahmen und ihre Wirkung.

Literaturempfehlungen

  • Baldwin, Christina & Linnea, Ann (2014): Circle: Die Kraft des Kreises, Gespräche und Meetings inspirierend, schöpferisch und effektiv gestalten. Beltz, ISBN 978-3-407-36557-6
  • Scholz, Holger & Vesper, Roswitha (2022): Facilitation – Dialog. und handlungsorien- tierte Organisationsentwicklung. Verlag: Vahlen, 2022, ISBN: 978-3-8006-6493-1
  • Scholz, Holger & Vesper, Roswitha (2016): Lernlandkarte Nr. 9 – The Circle Way. Hrsg. Neuland/Kommunikationslotsen, Neuland, Artikelnummer: 8086.1009, Shop: www.neuland.com
  • Scholz, Holger & Vesper, Roswitha (2018): Lernlandkarte Nr. 11 – Facilitation. Hrsg. Neuland/Kommunikationslotsen, Neuland, Artikelnummer: 8086.1011, Shop: www.neuland.com
  • Hartkemeyer, M., Hartkemeyer, J. F., Dhority. L. F. (2006): Miteinander denken. Das Geheimnis des Dialogs. Stuttgart, Klett-Cotta, ISBN 978-3608919431
  • William Isaacs (2002): Dialog als Kunst gemeinsam zu denken. Edition Humanistische Psychologie – EHP, ISBN 978-3897970113
  • Pannwitz, Michael M. & Weisbord, Marvin (2011): Einfach mal Nichts tun!
    Zehn Leitsätze, mit denen jedes Treffen etwas Besonderes wird. Westkreuz Verlag, ISBN 978-3939721314
  • Kline, Nancy (1999): Time to Think – Listening to ignite the human mind. Cassel Illustrated/Octopus Publishing Group, ISBN 978-3499631795

Weiteres:

Hier gibt es die Facilitative Thinking Karten!

Intro (Text to Speech, 1.38 min)