Die Mandatierung einer Pilotgruppe
Das Mandat ist der Auftrag an die Pilotgruppe. Die Primärklienten, also die Top-Entscheiderebene, gibt einen Teil der Führung in die Organisation. Die Wortbedeutung von „Mandat“, aus dem lateinischen Substantiv manus „Hand“ und dem Verb dare „geben“, bringt es auf den Punkt. Die Leitung gibt einen Teil der Führung aus der Hand.
Ein Mandat gibt Orientierung für alle beteiligten Parteien:
1. die beauftragende Führung,
2. die Pilotgruppe,
3. das gesamte relevante System,
4. und die begleitenden Facilitatoren.
Ein Mandat versorgt eine Pilotgruppe mit einem Höchstmaß an Autonomie: Solange sich eine Pilotgruppe, in der die „Authority“ nach der ARE IN-Formel vertreten ist, an die Inhalte eines abgestimmten und angenommenen Mandats hält, braucht sie keine darüber liegende Führungsebene mehr, um Erlaubnis zu fragen oder um die Freigabe von Entscheidungen zu bitten. Sie ist innerhalb ihres Mandats allein handlungs- und entscheidungsfähig. Mit diesem Verständnis nehmen Facilitator ihren Begleitungs- und Beratungsauftrag wahr.
Wie entsteht nun ein Mandat? Die initiale Vorbereitungsgruppe, in der auch die Primärklientin vertreten ist, formuliert das Mandat und unverrückbare Rahmenbedingungen in einem gemeinsamen, dialogischen Prozess. Die folgende Vorlage unterstützt bei der Formulierung und zeigt, worauf es ankommt.
Entwerfen und Begleiten
Die Formulierung „Die Pilotgruppe enthält das Mandat, einen Weg zu entwerfen und zu begleiten, …“ ist bewusst gewählt. Sie beruht auf der Erkenntnis, dass eine Pilotgruppe zwar in die Inhalte einsteigt und mögliche Lösungen findet („pilotiert“), dies aber lediglich macht, um Hinweise für den Weg zu erlangen, den die Menschen aus dem gesamten, relevanten System selbst zu gehen haben. Es geht nicht darum, eine Lösung zu finden, die dann alle anderen im gesamten, relevanten System übernehmen sollten. Das wäre ein Handlungsmuster nach der Sender- Empfänger- bzw. Roll-out-Logik. Es geht darum, dass man die inhaltliche Auseinandersetzung und die eigene Erfahrung nutzt, um ein stimmiges Prozessdesign für die beteiligten und betroffenen Menschen der eigenen Organisation zu entwickeln. Liegt das Prozessdesign, jeweils iterativ für den nächsten Schritt, vor, dann wird damit eine Art „Lern- und Erfahrungsfeld“ ermöglicht, in das alle relevanten Stakeholder eingeladen werden, um eigene Erfahrungen zu machen und eigene Erkenntnisse (emergent) entstehen zu lassen. Das gemeinsame Erfahren, Lernen und Mitbekommen, wie kreative Durchbrüche und Entscheidungen im Moment entstehen, ist einer der wesentlichen Vorzüge verglichen mit herkömmlichen Top-down-Ansätzen und Change-Kaskaden.
Mehr dazu: „Facilitation – Dialog- und handlungsorientierte Organisationsentwicklung“